Dienstag, 4. Dezember 2007

Um Zebras zu sehen, muss man keineswegs eine Safari im touristischen, sondern einfach im wörtlichen Sinne (safari = Reise in Kiswahili) unternehmen. So erging es uns zumindest auf unserer Heimreise von Eldoret – nicht nur Zebras, sondern auch Baboons saßen frech am Straßenrand und beobachteten die vorbeifahrenden Fahrzeuge...

Aber ganz von vorne: Letztes Wochenende reisten Sammy, Esther und ich nach Eldoret, genauer gesagt nach Iten, um dort die Lage für unser Trainingslager im Februar auszukundschaften. Nach einem der nicht seltenen Stromausfälle am Vorabend und Rucksackpacken bei Sturmlampenlicht wurde es eher spät und daher kamen wir am Freitag später als geplant weg – zunächst wie gewohnt per Matatu nach Nairobi, wo die Überlandbusse nach upcountry weggehen. Das Besteigen des gewünschten Busses wird jedoch erheblich erschwert von den halbkriminellen Schaffnern, die im Kampf um Fahrgäste vor keinem Mittel zurückschrecken – aufs Gepäck also gut aufpassen!

Um 9:00 ging die eigentliche Reise also endlich los. Der Zustand der Busse und der Straßen harmoniert wunderbar miteinander – speziell, wenn man (wie wir) in der letzten Reihe sitzt, hat man daher so manchen Luftsprung zu vollführen. Wenigstens läuft man in diesen großen Bussen nicht Gefahr, sich dabei den Kopf an der Decke zu stoßen – was im Matatu schon des öfteren vorkommt :o) Bald nach Nairobi eröffnet sich ein fantastischer Ausblick aufs Great Rift Valley und mit der Zeit wird die Landschaft immer ländlicher; immer häufiger werden die traditionellen Rundhütten aus Lehm und Kuhmist mit Strohdach.... Nach 4 Stunden gibt es dann die erste (und einzige) Pinkelpause – irgendwo auf einer Bergstraße verschwinden die Fahrgäste für ein Weilchen im Gebüsch – und nach gut 6 Stunden sind wir endlich in Eldoret. Nach einem sehr späten Mittagessen geht es mit dem Matatu weiter nach Iten, was uns eine weitere Stunde kostet, sodass wir in der Abenddämmerung endlich am Ziel sind.

In Iten (2400m) bezogen wir das voraussichtliche Quartier für Februar; ein nettes Hotel, wenn man auch merkt, dass man hier von Tourismus (noch) nicht allzu viel Ahnung hat. Ich musste etwas schmunzeln, als sich unser freundlicher Kellner (ebenfalls Sammy) dafür entschuldigte, dass wir nach dem Bestellen eine Weile aufs Essen warten müssen, da sie in der Küche erst dann frisch zu kochen beginnen. (Schon in Eldoret wunderte ich mich, auf der Speisekarte zu lesen: Please give us 5-10 minutes for preparation of special dishes! – dafür war unser Chapati auch schon kalt, als es serviert wurde...) Heizung gibt es natürlich keine – normalerweise auch nicht nötig: am Tag ist es normal warm bis heiß; doch gegen Abend, über Nacht und natürlich am Morgen wird es empfindlich kalt. Natürlich kein Vergleich zum österreichischen Winter, aber ich bin es mittlerweile eben nicht mehr gewohnt, trotz Pullover zu frieren :o)

Am Samstag unternahmen wir einen Ausflug in den nahegelegenen Singore Forest – mit OL-Karte. Joggend ist der Wald in einer halben Stunde erreichbar, wir nahmen jedoch ein Matatu – und die sind hier am Land wiederum ganz speziell: Mini-Lieferwagen (ein gutes Stück kleiner als die normalen Kleinbusse), die aber trotzdem mit etwa 15 Personen vollgestopft werden; und ist für den Schaffner kein Platz mehr, muss er eben Trittbrett fahren, indem er sich außen dranhängt! Der Wald ist (im Gegensatz zu den Wäldern um Nairobi) äußerst OL-tauglich, großteils sehr europäisch, nur dass man bei uns eher selten auf Affen oder ziemlich große Schlangen trifft... Die Karte ist allerdings schon 14 Jahre alt – anhand der Höhenlinien schaffte ich es aber trotzdem, uns zu dem großen Barerock am Westrand der Karte zu navigieren, der ein großartiger Aussichtspunkt ist.

Am Sonntag besuchten wir (für mich erstmals) eine Kirche. Es war eine katholische Messe und durch den weltweit weitgehend vorgezeichneten Messritus noch relativ „nüchtern“ – trotzdem weitaus fröhlicher und schwungvoller als bei uns! Und ich bin schon sehr gespannt auf meinen ersten „richtigen“ afrikanischen Gottesdienst, wo nicht nur gesungen und geklatscht, sondern auch getanzt und gesprungen wird!

Beim nachmittäglichen Spaziergang zum High Altitude Training Centre Iten trafen wir dann eine alte Bekannte bzw. Trainingspartnerin von Sammy. Ein sehr gesprächiges und nettes Mädel und erfolgreiche Läuferin – allerdings mit so einer Zahnstocherfigur, dass Esther und ich beschlossen: Wenn man so aussehen muss, um einen Marathon zu gewinnen, dann wird das nie unser Ziel sein :o)

Als wir am Montag um 6:30 in der Früh (da geht langsam die Sonne auf) Richtung Eldoret aufbrachen, sahen wir – nicht nur in Iten, sondern auf der ganzen Strecke nach Eldoret – eine Unmenge an Läufern; allein, in kleinen oder auch größeren Gruppen, bei der Absolvierung ihres morgendlichen long runs. Die meisten waren um diese Zeit jedoch schon damit fertig! Eine Gruppe von Läufern wurde von einem Landrover „verfolgt“ – vermutlich ganz Professionelle.

Die Rückreise war wieder ähnlich ermüdend, staub- und schweißreich wie die Anreise, aber immerhin aufgelockert durch besagte „Wegelagerer“ – und nach fast 10 Stunden waren wir dann endlich wieder zu Hause.

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