Sonntag, 28. Oktober 2007

Diesmal ein paar mehr oder weniger außergewöhnliche Ereignisse: Ist nun zwar schon über 2 Wochen her, aber berichtenswert: Ein durch Elektrizität ausgelöster Brand hat sieben Häuser nahe Muthama restlos zerstört – darunter das unseres Freundes Laban. Er und seine Frau Josephine konnten nichts retten außer den Kleidern, die sie am Leib trugen – wie die meisten anderen betroffenen Familien auch. Seither schlafen sie alle gemeinsam in einem Raum bzw. Haus (das ist hier oft dasselbe!), das unversehrt geblieben ist. Wir haben Laban und Josephine gleich mit einem Rucksack voll Gewand unterstützt; aber sonst hat sich noch nicht viel getan, da das Geld für Wiederaufbau oder Umzug natürlich fehlt. Was mich jedoch unheimlich fasziniert hat, war die Gelassenheit, mit der die Betroffenen dieses Ereignis hingenommen haben: Als wir Laban am folgenden Morgen besuchen kamen, trafen wir diese Menschen teilweise lachend beisammensitzend an; ich hatte den Eindruck, betroffender zu sein als die Betroffenen selbst! Für sie, die gerade ihr Heim verloren haben, ist das jedoch keineswegs eine Katastrophe und keiner fragt: Warum gerade ich? – sondern es ist einfach “a part of life”, wie Laban es mir gegenüber ausdrückte.
Heute waren wir beim Nairobi Marathon zuschauen, an dem auch einige OLer teilgenommen haben (die meisten sind ja auch vorrangig Läufer), darunter Laban (Halbmarathon), Gitonga (Marathon) und Kosgei (10km) - ich hoffe, dass ihr diese bald auf der Homepage bewundern könnt :o) War ein sehr eindrueckliches Erlebnis fuer mich – bisher war ich nur beim Graz Marathon (Bei der Gelegenheit: Ganz herzliche Gratulation an Matthias von Esther, Sammy und mir!) Und kommenden Samstag beginnt hier die Cross Country Season – bei diesem ersten Bewerb werden auch einige von uns am Start sein, darunter Laban und Gibe.
Eine Facette des täglichen Lebens hier habe ich bisher ganz außer Acht gelassen: Das ist die Omnipräsenz des Christentums – aber nicht wie in Österreich oder manch anderem europäischen Land, wo die meisten zwar laut Taufschein Christen sind, aber mit dem Glauben nicht wirklich was am Hut haben – hier leben die meisten tatsächlich aus einem ehrlichen Glauben an Gott und bewältigen auf diese Weise das tägliche Leben. Das hat allerdings auch mit sich gebracht, dass es hier Unmengen an (mehr oder weniger) verschiedenen Kirchen und Glaubensgemeinschaften gibt – an nahzu jeder Ecke findet man hier eine Kirche (manchmal nur eine schlichte Wellblechhütte); geht man sonntags die Straße entlang, so hört man unentwegt von irgendwoher Gospelmusik und Händeklatschen oder die feurigen Reden eines Predigers. Diese kann man übrigens auch einfach so irgendwo im Park antreffen – genauso wie laut betende Gläubige. Leider gibt es auch genug Betrüger, die daraus ein Geschäft machen und ihre Predigten und Wunderheilungen gegen “Opfergaben” verkaufen – wofür sich leider Gottes auch genug Opfer finden.

Knapp vor Weihnachten finden dieses Jahr die Präsidentschaftswahlen statt – und der Wahlkampf tobt schon seit Anfang dieses Jahres! Im Radio hört man unentwegt irgendwelche Politiker und fast jedes Wochenende hat irgendeine Partei eine Wahlveranstaltung zum Beispiel im Uhuru Park in Nairobi. Ziemlich lähmend auf die Dauer. An meinem zweiten Tag hier in Kenya hatte ich bereits die Ehre, den (noch-)Präsidenten von Kenya, Mwai Kibaki, mit eigenen Augen zu sehen – das gibt einen Menschenauflauf wie bei einem König!
Meine Gitarre vermisse ich tatsächlich schon sehr schmerzlich; wenn auch nicht unbedingt zum Musizieren mit den Kindern, sondern einfach so für mich... Meine Kleinen (Josphat Kamau, Mungai, Babu, Mong’ong’o, Gabriel, Bryan, Wangari, Diana, Gladys, Oskar, Brian und Njeri) machen schon gute Fortschritte beim An- und Nachmalen der geometrischen Formen – sie tun sich damit nicht sonderlich schwer, nur werden sie normalerweise nicht in dieser Form gefordert; nicht einmal Wangari, Gladys und Brian, die bereits in die Schule gehen, lernen dort viel – die meiste Zeit wird nur gesungen. Das tun wir auch – allerdings nach getaner “Arbeit”.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hej Ursi!
Wie schon so oft geschrieben, es ist immer wieder eine Freude von dir zu hören; auch wenn es nicht immer "positive" Nachrichten sein können.
Ganz besonders freue ich mich zu hören, dass dir die Arbeit mit den Kindern viel Freude bereitet.
Und wann hört/liest man von deinem erfolgreichen Halb/Marathon-Debut? Bzw. einer Geschichte über einen Crosslauf im Mutterland des Laufsports? Ich bin schon gespannt...
Bis dahin alles Liebe aus dem verregneten (und vergangenes Wochenende sogar verschneiten) Österreich.
Pierre

Anonym hat gesagt…

Liebes Fischchen!
Ich hoffe, du hast mein Mail bekommen! Hast du schon mit Esther wegen Hilfsmaßnahmen für die Brandopfer geredet? Soll ich Geld auf dein Konto überweisen? Bitte gib Bescheid!
Uschi habe ich auch deine Berichte zukommen lassen, sie ist total beeindrucktvon dem, was du erlebst und wie du es kommentierst.
Ich bin so stolz auf dich und freue mich so, dass du diese Möglichkeit bekommen hast, weit über dienen bisherigen Horizont hinaus Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen zu sammeln.
Herzliche Grüße an Esther!
In Liebe
Mama

Anonym hat gesagt…

Hi, Ursula!

Danke für Deine tollen Berichte!
Das hat mich an eigene Afrika-Reise sehr erinnert...

Checkst Du Deine Mails?

Ich möchte Dich was privat fragen...

lg,
Marina